Viele Flöten, eine Orgel und italienischer Barock

Alles war angerichtet: Mikrofone und Instrumente standen bereit und die Deckenbeleuchtung tauchte die Hauskapelle in eine stimmungsvolle Atmosphäre. Was dann folgte, waren zwei Stunden, die die Bewohnerinnen und Bewohner des cts SeniorenHauses Bous so schnell nicht vergessen werden:

Zu Gast waren zwei Stipendiat*innen des Vereins “Yehudi Menuhin Live Music Now”. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge besonders talentierte Musiker*innen zu fördern und klassische Musik zu Menschen zu bringen, die aufgrund ihrer Lebensumstände keine Konzerte besuchen können. Die Konzerte sollen den Zuhörenden Kraft und Trost spenden und den jungen Künstler*innen die Möglichkeit geben, ihr Können vor Publikum unter Beweis zu stellen. Die Veranstaltungen sind kostenfrei, die Vereine selbst finanzieren sich und die Stipendien, die sie vergeben, über Spenden. Gegründet wurde die Initiative von Yehudi Menuhin, einem der bedeutendsten Geiger des 20. Jahrhunderts, 1977 in England. Schon über 30 Jahre gibt es “Live Music Now”-Vereine in ganz Deutschland und seit 2015 auch im Saarland. 

Die Stipendiat*innen absolvieren für "Live Music Now” eine ganze Reihe an Konzertterminen, viele davon in Seniorenzentren. Und so kam es, dass an diesem Nachmittag barocke Musik aus Italien, von Vivaldi oder Castello, in der gut gefüllten Hauskapelle des Bouser SeniorenHauses erklang. Die 19-jährige Louisa Sieveke beginnt zum kommenden Wintersemester ihr Studium an der Hochschule für Musik in Saarbrücken. Sie spielte eine ganze Reihe unterschiedlicher Blockflöten, die sie den Zuhörenden zwischen den einzelnen Musikstücken näher brachte. So könne man, mit einer Alt-, Barock oder Renaissanceflöte in “eine bunte Vielfalt unterschiedlicher Klangwelten eintauchen”. An der Orgel überzeugte Štefan Ilàš, der aus der Slowakei stammt und in Saarbrücken und München unter anderem Orgel und Kirchenmusik studiert. In den Pausen teilte er sein Wissen über die unterschiedlichen Komponisten mit den zuhörenden Bewohnerinnen und Bewohnern. 

Außerdem spielten die beiden Musiker*innen auch Lieder, die sich die Bewohnerinnen und Bewohner ausgesucht hatten. Für Herrn T. war das das Highlight des Nachmittags: “Am besten gefallen haben mir die Heimatlieder”, erklärte er. "Da habe ich mit meinen 91 Jahren laut mitgesungen.” Und nicht nur er: Als “Die Gedanken sind frei” und "Der Mai ist gekommen” gespielt wurden, stiegen auch die weiteren, gut 40 Zuhörenden stimmkräftig und dank der ausgeteilten Liedblätter auch textsicher ein.

“Es hat mir sehr, sehr gut gefallen. Ich hatte richtig Gänsehaut!”, meinte Bewohnerin Frau H., “Das können wir gerne öfter machen.” Das sahen auch die anderen Bewohnerinnen und Bewohner so und verabschiedeten die Musiker*innen mit viel Applaus. Der Verein “Live Music Now” war bereits zum dritten Mal zu Gast. Wenn es nach den Bewohnenden geht, dann definitiv nicht zum letzten Mal.

Text: Fabian Buß